Transparenz - Dialog - Konsens für Geestland

Die Bürgerinitiative für Elmlohe

Die Nordsee-Zeitung (NZ)

Die NZ und ihre digitalen Ableger Norderlesen und Nord24 gehört nicht zu den öffentlich-rechtlichen Medien, die unabhängig und der Wahrheit und Ausgewogenheit verpflichtet sind (sein sollen). Mit einer verkauften Auflage von gut 38.000 Stück gehört sie zu den wesentlichen (klassischen) lokalen Medien. In wie weit die stetig rückläufige Auflage (vor 25 Jahren war sie ungefähr doppelt so hoch) durch die digitalen Medien Norderlesen und Nord24 aufgefangen werden, ist nicht bekannt.

In ihrem Pressehaus in der Hafenstraße in Bremerhaven beherbergt die NZ auch die "Redaktionsgemeinschaft Nordsee", die für insgesamt sechs Zeitungen in der Region die (identischen) Mantelseiten produziert.

Damit hat die NZ de facto eine Monopolstellung bei den klassischen, täglichen lokalen Medien in Geestland. Die Geestland-Rundschau erscheint lediglich monatlich.

Die NZ kann berichten, worüber sie will und Sachverhalte darstellen, wie sie will, solange sie die gesetzlichen Regeln einhält. Und bei den gesetzlichen Regeln gilt wie überall: wo kein Kläger, da kein Richter.

Die NZ ist privatwirtschaftlich organisiert, gehört einem Inhaber (Verleger, Familie Ditzen-Blanke, Geschäftsführer: Matthias Ditzen-Blanke), der grundsätzlich auch die Strategie und damit die Berichterstattung in Art und Weise beeinflusst. Das ist nicht verwerflich, sollte man nur wissen, bevor man alles was dort geschrieben wird, ungeprüft und unreflektiert glaubt und für bare Münze nimmt. Wie überall gilt: Den eigenen Verstand einschalten und selbst bewerten.

Das gilt um so mehr, da schon bei öffentlich rechtlichen Medien immer wieder Berichte über eine politische Einflussnahme auftauchen und es bei einer privaten Zeitung gar nicht vermeidbar ist, dass sich Unternehmer und und von ihm eingesetzte Mitarbeiter mit ihrer Sichtweise der Dinge mehr oder weniger aktiv einbringen.

Die NZ ist auch deswegen kritisch zu betrachten, da sie keinen (relevanten) Wettbewerb in der Stadt Geestland hat. Es gibt keine weitere lokale Tageszeitung.


Lokal im Landkreis

Obiges gilt dann insbesondere für den lokalen Teil der NZ, den "Landkreis Cuxhaven". Chef der Lokalredaktion ist Christian Döscher, Sohn des verstorbenen Martin Döscher II. (CDU - ehemaliger Landrat, Landtagsabgeordneter, Kreistagsmitglied, Stadtratsmitglied Geestland, Bürgermeister von Köhlen) und Bruder des 1. Stadtrates Geestland Martin Döscher III. Schon der Großvater Martin Döscher I. (DP*) war Landrat im Kreis Wesermünde und hat das Bürgermeisteramt in Köhlen 1972 an seinen Sohn Martin Döscher II. übergeben.

Aus so einem "Polit-Adel" kommend, wird es schon schwer, den neutralen Blick auf die Ereignisse beizubehalten. So sehr man das selber vielleicht möchte. Da wird die lokale CDU eine gewisse Erwartungshaltung haben und sicher auch in Richtung NZ kommunizieren. Wenn er nicht ohnehin die Position aufgrund seiner "Passgenauigkeit" von Qualifikation und Anforderungskatalog bekommen hat.

Einige Momentaufnahmen bestätigen die o.g. Thesen. Da erzählt mir ein lokaler CDU-Politiker, dass er mit den Berichten aus dem Bereich von Christian Döscher nicht immer einverstanden wäre. So so. Natürlich nicht, habe ich gedacht, sollte ja so sein. Zeigt aber die Erwartungshaltung der CDU hier. Auch ist mir noch ein erboster Henning von der Lieth (CDU) in Erinnerung, der mir am Telefon in Bezug auf einen durchaus positiven Artikel über unsere Bürgerinitiative hoch echauffiert folgendes sagte (2019): "Ich habe schon mit Martin Döscher gesprochen, ob das mit der Pressefreiheit vereinbar ist." Das mag einerseits amüsieren, zeigt aber andererseits auch den Druck auf, der seitens der CDU auf die Lokalredaktion für den Landkreis Cuxhaven lastet. Die wenigen persönlichen Gespräche mit Christian Döscher bestätigen, dass er grundsätzlich mit einem klaren Konzept für seine Lokalredaktion unterwegs ist. Kein einfacher Job. 

Die Situation ist nicht illegal, nicht verwerflich. Man sollte es nur wissen, wenn man den Lokalteil der NZ liest. Es gilt, den eigenen Verstand einschalten und selbst bewerten.

Der Kommunalwahlkampf war dann sehr interessant in Bezug auf die NZ. So wurde meine Anfrage an Christian Döscher für eine individuelle Berichterstattung zur Wahl ("Was können wir da machen?") gleich mit dem vorgesehenen Standard gekontert. Man würde alle Kandidaten gleich behandeln mit einem einheitlichen Berichtskonzept. Das waren dann letztlich die drei unterschiedlichen Formate (kurze Gegenüberstellung, persönliche Fragen, fünf politische Fragen). O.k., schon mal nicht schlecht. Aber: Ausnahme wäre "der aktuelle Amtsinhaber im Rahmen seiner Amtsgeschäfte". Nun ja, dass Thorsten Krüger dann im Wahlkampf gefühlt fast jeden Tag irgendwo in der NZ mit positiven Nachrichten auftauchte und sei es nur, weil irgend ein Verein Versammlung hatte, gehörte dann wohl zu den Ausnahmen der Amtsgeschäfte. Und natürlich wurde Thorsten Krüger offiziell von der CDU unterstützt (das SPD-Parteibuch lag derweil in der Schublade, als Amtsinhaber brauchte er keine Parteiunterstützung oder Unterschriften für eine Kandidatur). Schon ein klarer Nachteil für einen neuen Kandidaten.

Entgegen den selbst aufgestellten Regeln der NZ, wurde dann auch ein zusätzlicher Bericht über den CDU-Kandidaten in Schiffdorf gebracht, da dieser eine Schraube locker hatte. Also an seinem Fahrrad, mit dem er eine Wahlkampftour machen wollte und weil die Schraube vermeintlich durch Sabotage locker war (klug gemacht: aus der Opferrolle heldenhaft in den Kampf gegen die Gegner gezogen - das bringt Stimmen und die NZ hat brav über den Vorfall berichtet).

Dass ich dann bei der Gegenüberstellung im Vergleich zu Krüger nur die Hälfte des Textfeldes von Krüger bekommen habe, ist dann auch nur logisch, oder? Interessant auch deshalb, weil im Vorfeld die Länge des Textes abgestimmt wurde. Wieder ein klarer Nachteil.


Fortsetzung folgt


*Die DP (Deutsche Partei) war eine rechts von der CDU positionierte, norddeutsche Partei, deren Mitglieder sukzessive bis zu ihrer Auflösung 1961 meist in die CDU übergetreten sind.

 

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