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Die Bürgerinitiative für Elmlohe

Atomendlager in Geestland oder im Cuxland?

2017 ist das Atomendlagergesetz (StandAGin Kraft getreten. Grundlage bildet zudem das Atomgesetz (AtG).

Bis 2031 soll (muss) ein Endlager für hochradioaktiven Abfall gefunden werden. Gering und weniger stark belastete Abfälle kommen in den Schacht Konrad in Salzgitter (ist entschieden).

Die BGE (Bundesgesellschaft für Endlagerung) hat den Auftrag die Endlagersuche durchzuführen und die vorgesehene Beteiligung sicherzustellen. Auf deren Website kann man sich umfassend und detailliert informieren.

Was hat Geestland damit zu tun? Wir haben mögliche Endlagergebiete und unsere Politik engagiert sich bereits. Die Nähe zum Meer (mögliches Überschwemmungsgebiet) ist kein Thema. Die BGE kann sich auch eine Endlagerung unter dem Meeresspiegel vorstellen.


Was sind aber neben der umfangreichen Methodik und deren Entwicklung durch die BGE und die Beteiligten die entscheidenden Kriterien für die Standortauswahl?

Nach aktuellem Stand (2022) sind ca. 50% des Gebietes Deutschlands für ein Endlagerung geeignet. Geologische Ton-, Granit- und Salzformationen kommen in Frage. Die Größe und Form der Formation ist ein Thema, ebenso wie das Alter des Grundwasser nah der möglichen Endlagerstätte. Je älter das Wasser, umso besser (kein Austausch mit Grundwasser für unser Trinkwasser).

Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass jede mögliche Endlagerstätte Vor- und Nachteile haben wird und dass wir viele Möglichkeiten in Deutschland haben. Die eine eierlegende Wollmilchsau wird es nicht geben. Ob die eine Option besser als die andere ist, wird man letztendlich nur an vorab identifizierten und quantifizierten Kriterien oder in einer (subjektiven, eingegrenzten) Abwägung festlegen können. Es läuft wohl auf beides hinaus.

Das haben auch eine Reihe von Gemeinden erkannt, die nun hier verstärkt aktiv geworden sind. Dabei gelten zwei politische Grundsätze:

  • Ist von den geologischen Formationen von vorneherein klar, dass man (ganz) "schlechte Karten" für ein Endlager hat, macht man am besten gar nichts. Man könnte vielleicht noch feststellen, dass man nicht in Frage kommt und das war´s. Dieses ist für Geestland (und Cuxland) nicht der Fall. Wir haben geologische Formationen, die grundsätzlich erst einmal in Frage kommen und auch gar nicht so schlecht aussehen.
  • Wenn man in Frage kommen könnte, muss man aktiv werden. So oder so. Das ist nun in Geestland bereits passiert. Es wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, Claus Seebeck sprach in Hemmoor (Podiumsdiskussion, Wahlkampf, 9.9.22) von einer Arbeitsgruppe und der Rat der Stadt hat sich am 19.09.2022 mit dem Gutachten beschäftigt.

Da die Atomkraft grundsätzlich negativ belegt ist, und es dann noch um die ebenfalls nicht positiv belegte Abfallentsorgung geht, ist die politische Reaktion dann natürlich völlig klar: Jeder lokale Politiker sagt erst einmal: "Wir wollen das nicht." Söder hat´s ja gleich für ganz Bayern gesagt. Unsere Lokalpolitiker haben ebenfalls geäußert, das wir es für Geestland verhindern wollen. Völlig klar: Wer sich heute als Politiker hinstellt und ein Endlager bei sich vor der Haustür haben möchte, hat ein Problem. Das kann man nicht ohne Weiteres verkaufen. 

Allerdings: Irgendwo muss das Zeugs ja hin. Das Gesetz ist gemacht. Das war auch eine Erkenntnis auf der Ratssitzung vom 19.09.22. Überraschend wurde diese realistische Feststellung sogar von einem Grünen-Politiker geäußert.

Also, was tut man da als Politiker? (Wenn man damit rechnen muss, dass es kommen kann.)

Erster Schritt:

Man thematisiert die Aufgabe frühzeitig. Mit allerlei drumherum: Hier mal ein NZ-Bericht, da ein Gutachten und auch eine Ratssitzung auf der man dokumentieren kann, dass man das nicht will. So können sich Politiker und Einwohner mit dem Thema befassen. Egal, wie nachher die Entscheidung aussieht. Man macht so alles richtig.

Zweiter Schritt:

Man diskutiert Für und Wider: "Irgendwo muss das Zeugs ja hin." ist dabei der allererste Ansatz für ein dafür. Die Akzeptanz des AtG und StandAG. Da sind wir jetzt in Geestland. Da ist noch nichts entschieden. Der Prozess läuft (September 2022).

Dritter Schritt:

Im nächsten Schritt würde man, wenn man in die engere Wahl kommt, die Irritation darüber zum Ausdruck bringen und Proteste wohlwollend begleiten/unterstützen. Da wird es dann eng. Aktuell (Sep 2022) könnte man in Geestland für eine engere Wahl einige Indizien identifizieren, wenn man wollte. Das wäre aber weit hergeholt. Soweit ist man noch nicht im Verfahren.

Vierter und letzter Schritt:

In der letzten Phase ist es dann die Aufgabe für die betroffene Endlager-Kommune, die Entscheidung der Bevölkerung zu vermitteln, das Endlager möglichst ohne große Proteste umzusetzen. Dafür hilft natürlich alles, was man vorher gegen das Endlager gemacht hat. Die Kernaussage ist dann klar: Wir haben alles versucht, leider haben wir die beste Endlagermöglichkeit in Deutschland und nun müssen wir uns dieser nationalen Aufgabe stellen und das Endlager mit den weltweit höchsten Sicherheitsstandards umsetzen.


Was läuft im Hintergrund des Auswahlverfahrens? 

Man wird seitens der BGE die möglichen Gebiete mit weiteren Kriterien eingrenzen wollen. Das läuft dann ganz öffentlich. Inklusive Kritik an den Kriterien und entsprechenden Diskussionen. 

Zum Schluss wird es (wie überall in Auswahlverfahren) eine "Shortlist" geben. Unsere involvierten Lokalpolitiker vermuten hier eine Größenordnung von drei Standorten im Bundesgebiet. Hier wird es dann interessant: Wissenschaft und Kriterien werden nicht mehr den Ausschlag geben. Alle (drei) Standorte werden "bestmöglich" sein. Das ist dann wie "Stein Schere Papier". Je nach Gegenüberstellung gewinnt ein anderer und subjektive, psychologische Faktoren kommen ins Spiel. Und natürlich das Geld. So ein Endlager bringt Milliardenumsätze in die Kommune und dauerhaft Einnahmen. Auch wird die Stärke möglicher Proteste ein wichtiger Punkt sein. Ein zweites Gorleben will jeder verhindern. So wird man sicher aus pragmatischen Gründen bereits Kommunen mit erkennbar hohem Widerstandspotential aussortieren. Spätestens bei den Shortlist-Kandidaten geht´s dann in die Verhandlungen: Wer will es machen? Wer schiebt es geschickt den anderen zu? Solche Gespräche werden sicher nicht öffentlich stattfinden. Da wird man mehrfach in kleinen Runden verhandelt und nochmals die Medien bemühen, um den Widerstand abzuchecken. Würde doch jeder von uns so machen, oder?

Aber unsere Politiker in Geestland wollen das doch nicht, oder? Haben die doch gesagt, richtig?

Ja, haben sie gesagt. Natürlich. Aber:

  • Einige bereits im Vorfeld als Endlagerstätte diskutierte Kommunen haben sich in die Vertretung der Kommunen im BGE-Verfahren wählen lassen. Da sind Kommunen dabei, die haben schon 3.000 Atomkraftgegner aktiviert oder liegen direkt an der Grenze gegenüber dem Schweizer Atomendlager. D.h. diese Kommunen sind im o.g. Vorgehen schon vorne dabei.
  • Unser Landratskandidat und Bürgermeister in Geestland Thorsten Krüger ist als vierter Kandidat nicht in die Vertretung gewählt worden. Alle anderen Gemeinden (es gibt über 10.000 Gemeinden in Deutschland) haben sich zurückgehalten. Warum müssen wir da vorpreschen?
  • Lt. einem beteiligten Geestland-Politiker ist das Interesse der Bevölkerung überraschend gering. Gegen 3.000 Atomkraftgegner bei den Kollegen sehen wir erst einmal nicht gut aus.
  • "Wir sind da schon weit" war das Fazit von Thorsten Krüger auf der Ratssitzung am 19.09.22. Man möchte frühzeitig agieren (vgl. oben). Aha
  • Der Aufwand (Gutachten, Gespräche, Arbeitsgruppe etc.) macht nur Sinn, wenn man eine echte Gefahr (Chance?) für ein Atomendlager sieht. Geestland hat sich ja schon umfangreich engagiert. Sonst könnte man ja in der Masse der anderer Gemeinden mitschwimmen. Die Wahrscheinlichkeit wäre dann geringer für ein Endlager.
  • Mit Thorsten Krüger haben wir einen Vertreter im BGE-Verfahren, der das Licht der Öffentlichkeit sucht, sich gerne darstellt. Zugleich hält er es nicht so genau mit der Loyalität, war schon in mehreren Parteien Mitglied (neben der aktuellen SPD auch in der CDU und FDP). Auch legte er mehrfach in der Vergangenheit ein wenig vertrauensbildendes, machtorientiertes Verhalten an den Tag (vgl. z.B. "Leerdenkerrede" Ende 2021 in Meckelstedt. Wer stellt sicher, dass dann in den finalen Vergabegespräche Thorsten Krüger ausreichend gegen ein Endlager argumentiert, da doch die nationale Aufmerksamkeit mit Fernsehen etc. winkt? Wo doch die Ausrede so gut klingt: "Wir müssen uns der nationalen Aufgabe stellen...", "Die Wissenschaft hat entschieden...."

Erstes Fazit: Wer kein Atomendlager in Geestland (oder Cuxland) will, muss bei der Landratswahl am 09.10.22 mit "Nein" stimmen und hoffen, dass Krüger nicht gewählt wird. Das dürfte die Chancen, dass wir kein Endlager bekommen, deutlich erhöhen.

Zweites Fazit: Auch die CDU und Claus Seebeck sollte man dann nicht wählen. Wir können aktuell nicht erkennen, in wie weit die CDU bzw. Claus Seebeck als aktive Krüger-Unterstützer die Thematik ähnlich wohlwollend sehen. Aber im Bund ist die CDU ja wieder stark auf Atom-Kurs (Merz will Atomwaffen, die Laufzeiten der Kraftwerke sollen verlängert werden und es wird bereits der Wiedereinstieg in die Atomkraft seitens der CDU diskutiert. Claus Seebeck hat die Arbeitsgruppe Endlager ins Gespräch gebracht und möchte die Atomkraftwerke auch länger laufen lassen (wegen der aktuellen Energiekrise).


Aber ist denn so ein Endlager wirklich so schlimm? Es bringt ja auch Geld und Arbeitsplätze.

Nun ja, "Irgendwo muss das Zeugs ja hin." Ist schon richtig. Aktuell lagert der hochradioaktive Abfall an mehreren Standorten oberirdisch in Deutschland. Das ist schon deutlich risikoreicher als ein Endlager.

Auch haben wir noch US-Atomwaffen in Deutschland und der Betrieb von Atomkraftwerken ist auch um ein vielfaches risikoreicher als ein Endlager.

Zudem stellen die Atomraketen der Atommächte (z.B. Russland) für uns ein höheres Risikopotential dar.

Letztlich ist die Situation die, die z.B. alle Sportschützen und Jäger auch kennen: Man hantiert mit tödlichem Gerät und muss sich an alle Regeln halten, damit kein Unglück passiert (Gilt ja für alle, die mit entsprechend tödlichem Gerät hantieren). Beim Atomendlager ist es dann der Bau und der Betrieb und insbesondere das Riskmanagement im Rahmen der Trinkwasserversorgung, was entsprechend umsichtig aufgesetzt werden muss. Entsprechend ist der geplante 500 jährige Zugang schon wichtig, während die eine Million Jahre politische Augenwischerei, willkürlich gewählt ist: Das Zeugs wird danach immer noch strahlen (wenn auch weniger). Die Halbwertszeit z.B. von Uran238 ist 4,4 Milliarden Jahre (kommt aber auch natürlich vor), die von Uran235, welches stärker strahlt immer noch 703,8 Millionen Jahren. Viele andere Isotope habe aber tatsächlich dann die Strahlung stark abgebaut. Der gesamte hochradioaktive Abfall strahlt nach 200.000 Jahre noch so stark wie natürlich vorkommendes Uran (das aber auch nicht ungefährlich ist).

Es entsteht aber auch in den Zerfallsreihen (anfangs) Plutonium, das eine hohe Radioaktivität hat und auch noch hochgiftig ist. Am Ende aller Strahlung nach vielen Milliarden Jahren steht dann meist ungefährliches Blei (Pb206/207).

Also, es gibt schon schlimmere Sachen, als ein Endlager. Aber haben müssen wir das ja nicht hier. Und vor allem nicht wegen des Geldes oder weil sich einer darstellen will.




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