Fragen & Antworten
Was qualifiziert Dich/Sie für das Amt des Bürgermeisters?
Man hat mich mit solchen Führungsaufgaben und Veränderungsprojekten durchgängig seit nun 27 Jahren betraut. Seit 8 Jahren bin ich in dem Bereich freiberuflich tätig und habe zuvor 10 Jahre lang als Top-Manager / Mitglied der Geschäftsleitung die Business Unit Logistik / SCM bei Fressnapf geführt. Da hatte ich zuletzt knapp 500 Mitarbeiter, ca. 300 Dienstleister (Spediteure) die für uns gefahren sind, mehrere Dienstleister, die im internationalen Bereich die Lagerlogistik für uns gemacht haben und die jeweiligen Landesorganisationen in 11 Ländern als Führungsaufgabe in der Linie, in der Matrix und als Geschäftspartner. Schon zu meiner Zeit hatte Fressnapf einen Umsatz in Milliardenhöhe, ein Logistikbudget im deutlich zweistelligen Millionenbereich und auch die weltweite Importorganisation aus China, Kanada etc. wurde von mir aufgebaut.
Mein aktueller Auftraggeber macht 3 Mrd Euro Umsatz in Deutschland. Hier darf ich den geschäftsführenden Vorstand für die Lieferkette in enger Zusammenarbeit bei einer umfangreichen Transformation der Organisation in mehreren Standorten in ganz Deutschland begleiten (Digitalisierung, Automation, Konsolidierung). Zudem übernehme ich internationale Aufgaben z.B. auch im Rahmen der Kommunikation zur Konzernzentrale im Ausland (Weltmarktführer, 24 Mrd Umsatz).
Die Aufgabe, Größe und Komplexität sollte folglich kein Thema sein.
Bürgermeister ist doch ein Vollzeit-Job. Wie bringst Du/bringen Sie alles unter einen Hut?
Meine freiberuflichen Aufträge sind immer zeitlich begrenzt. Schon in der Vergangenheit habe ich diesen Vorteil genutzt und auf einen Folgeauftrag verzichtet, oder einen Kollegen ins Spiel gebracht, um meine Arbeitslast zu reduzieren. So konnte ich z.B. auch intensiv Entwicklungsarbeit in das eigene Handelsgeschäft (Online-Shop) investieren oder familiär vor und nach der Geburt unserer Tochter die notwendigen Veränderungen persönlich begleiten.
Operativ macht heute den Online-Shop meine Frau, die Vereinsarbeit ist sehr effizient organisiert (maximal 1-2 Tage / Monat) und seit Baubeginn unseres Hauses habe ich keinen zweiten Auftrag mehr angenommen (wie teils zuvor geschehen). D.h. zeitlich ist bereits Potential da, welches auch noch erweitert werden kann.
Hinzu kommt eine sehr effiziente Arbeitsweise und die Einbeziehung der Mitarbeiter nach modernen Führungsmethoden. Wer als Chef weiß, wie es geht, bringt immer gute Leistungen und Freiräume zusammen, und sorgt auch dafür, dass seine Mitarbeiter Spaß an der Arbeit haben. Effizient und Ergebnis orientiert, nicht sinnlos viel ist die Devise.
Was ist mit der fachlichen Kompetenz? Eine Stadtverwaltung braucht doch anderes Know-How?
Die Einarbeitung in neue Themen gehört zu meinem Geschäft. So tickt die Automobilindustrie auch anders als der Handel und ein Projekt im Airline Catering ist nochmal ganz anders. Die Verwaltung einer Stadt reiht sich da problemlos in meine Tätigkeiten ein. Das zeigen z.B. auch die aktuellen Aktivitäten in Elmlohe. Unsere Ziele in der Bürgerinitiative setzen wir hier seit 2 Jahren erfolgreich um. Auch weil wir fachlich auf der Höhe mitspielen.
Welche politische Gesinnung hast Du / haben Sie?
Ich bin parteilos.
Als Manager und Führungskraft ist gerade im Handelsumfeld Neutralität oberste Pflicht. Wir sind für jeden Kunden da. Wenn man zwischen Mitarbeiterinteressen vermitteln muss, Kooperationen mit Geschäftspartner auf den Weg bringt oder einen guten Geschäftsabschluss sucht, dann sind Ideologien nicht förderlich.
Natürlich prägt jeden Menschen sein Leben. Verständnis für unterschiedliche Lebensbereiche bekommt man immer auch über die Praxis. Einige Einblicke:
Ein Großvater war Landwirt, der andere hat in der Landwirtschaft, Vaddern lange Jahre in der Landmaschinenreparatur gearbeitet. Mein Schwager ist Landwirt, meine Frau hat landwirtschaftliche Flächen verpachtet. Plattdeutsch ist meine Muttersprache, Deutsch die erste Fremdsprache.
Zu vielen Ländern unterhalte ich unterschiedliche geschäftliche Beziehungen. Von Aus- oder Abgrenzung halte ich gar nichts. Das internationale Geschäft und die dafür notwendigen Beziehungen sichern uns unseren Wohlstand in Deutschland.
Als langjährige Führungskraft im Niedriglohnsektor (Logistik) habe ich über Jahrzehnte eine umfassende Sozialkompetenz, gerade auch in den untersten Lohngruppen und im Migrationsbereich aufbauen dürfen. Die Integrationsarbeit wurde und wird in Deutschland hauptsächlich in den Niedriglohnsektoren geleistet. Wir haben diese Mitarbeiter immer gerne eingestellt und ausgebildet. Trotz des hohen Aufwandes. Eine meiner größten Erfolge war hier die Durchsetzung der Formel "Mindestlohndebatte plus" beim Unternehmer für die Lohnregelung (vor Einführung des Mindestlohnes), als wir im Rahmen eines Logistikprojektes vor einer unternehmerseitigen, freien Lohngestaltung standen. Frauen haben bei mir immer für gleiche Arbeit den gleichen Lohn bekommen, in den Neunzigern hatte ich eine der ersten Frauen als Trainee bei Lidl in der Logistik (die dann später eine der ersten Abteilungsleiterinnen in der Lidl Logistik war). Leistung war immer das entscheidende Kriterium. Wer gute Leistungen erwartet, muss auch gute Arbeitsbedingungen schaffen. Gleichbehandlung sichert den sozialen Frieden. Compliance (Rechtsbefolgung) ist oberstes Gebot. Deutschland ist ein Rechtsstaat und keine Bananenrepublik. Korruption verhindert Wohlstand und bringt Unzufriedenheit und Unruhen.
Auch bin ich Unternehmer. Da halte ich gar nichts von bürokratischer Reglementierung. Ohne Unternehmer keine Arbeitsplätze. Auch diesen Blickwinkel darf man nicht vernachlässigen.
Zudem habe ich Waldbesitz. Teils erholsam am Waldrand gelegen, teils direkt am Naturschutzgebiet. Extensiv ohne Harvester bewirtschaftet. Nachhaltigkeit und Naturschutz? Ja, klar. Aber man soll die Kirche im Dorf lassen. Das machen, was sinnvoll ist und jetzt schon geht. Gezielt und konkret. Mit Marketingphantastereien hat noch Niemand etwas nachhaltig bewegt. Das neue Haus ist CO2-neutral. Wallbox über PV? Auch. Aber der Elektro-PKW machte noch keinen Sinn für unsere Anwendungen und mit dem Fahrrad bin ich schon vor über 10 Jahren zur Arbeit gefahren, wenn´s möglich war. Auch im Winter...